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Bericht in der Offenbach Post am 21.01.2005 mit freundlicher Genehmigung des Autors  Fabain El Cheikh

 

"Lieber ‚Dreieich Beauty‘ statt Volksorchidee"

Seit 50 Jahren züchtet Paul Lippold neue Orchideen im eigenen Labor / Gewächshaus im Garten kostet viel Heizenergie.

Sprendlingen(fel) - Es ist ein teures und zeitaufwändiges Hobby, das Paul Lippold betreibt: die Orchideenzucht. Schon seit 50 Jahren beschäftigt er sich mit diesen Blumen, die weltweit unzählige Liebhaber faszinieren.

In einem 15 Meter langen Gewächshaus im Garten und einem eigens für die Zucht eingerichteten Labor im Keller seines Hauses arbeitet Lippold Tag für Tag mit viel Liebe an immer neuen Kreationen. Neben ungefähr 4 000 Sämlingen nennt der 71-jährige Sprendlinger rund 1 000 Pflanzen sein Eigen, die zum Teil älter als 30 Jahre sind.

Orchideen lieben es warm und feucht: Schätzungsweise 30.000 Arten wachsen überwiegend in tropischen Gefilden, wenngleich einige Arten in Europa und Sibirien verbreitet sind. Um den Pflanzen ein für die Zucht optimales Wachstumsklima zu bieten, muss Lippold für ein konstantes Temperatur- und Feuchtigkeitsniveau in seinem Gewächshaus sorgen.

25 bis 26 Grad Lufttemperatur und 70 Prozent Luftfeuchte - das sind für Orchideen optimale Bedingungen, um möglichst viele Blüten treiben zukönnen. Für Lippold ein teurer Spaß: "Der finanzielle Aufwand ist enorm. Allein für das Heizöl bringe ich jährlich 2 000 Euro auf." Die Ölkrise 1973 zwang ihn sogar, sein damals noch doppelt so großes Gewächshaus zu verkleinern.

Gewinn macht Lippold mit seinem Hobby, das im Ruhestand zu seiner Hauptbeschäftigung wurde, nicht. "Durch den Verkauf meiner Pflanzen versuche ich lediglich einen Teil meiner Kosten wieder herein zu holen."Früher, erinnert sich der ehemalige Fensterbauer, habe sich das Geschäft noch gelohnt: "Als ich vor 50 Jahren anfing, waren Orchideen noch eine absolute Seltenheit und ziemlich teuer." Heute dagegen überschwemme "minderwertige, billige Massenware" aus Holland den Markt.

Als Konkurrenz sieht Lippold die "hormonbehandelte Volksorchidee" aus dem Supermarkt für wenige Euros aber nicht: "Ich liefere meine hochwertigen Züchtungen nur an Liebhaber und Spezialisten über das Internet." Ein Gartenverkauf komme für ihn überhaupt nicht in Frage.

Die Zucht von Orchideen ist eine schwierige Aufgabe. In der Natur trägt die Samenkapsel einer Pflanze mehrere Millionen Samen, von denen nach der Bestäubung aber nur einige wenige auf optimale Bedingungen treffen und austreiben. Im Labor muss Lippold für eine sterile Umgebung sorgen, damit keine Pilze oder Krankheiten entstehen. "Einmal niesen und alles wäre kaputt."

Insgesamt sechs bis zwölf Monate dauert es nach der Aussaat, bis der Experte mit dem Auspikieren beginnen kann. Je nach Wetter- und Lichtverhältnissen vergehen mindestens weitere drei Jahre, ehe die erste Blüte wächst. Wie ein Kind wartet er ungeduldig auf das Ergebnis und freut sich, wenn die Anzucht gelungen ist. "Beim Menschen sieht man heute schon mit Ultraschall, was sich im Bauch der Mutter entwickelt. Hier geht das leider nicht."

Im Mittelpunkt seiner Anzucht steht eine in Südostasien beheimatete und sehr bekannte Orchideen-Art: die Phalaenopsis in ihrer Wildform. In jahrelanger Arbeit gelang ihm das Heranzüchten neuer Schöpfungen, wie die "Dreieich Beauty" oder "Dreieich Queen". Besonders letztere würde sich seiner Ansicht nach für die Massenproduktion eignen. "Dann aber würde ich die ja überall sehen. Das will ich nicht", lacht Lippold.

Seine gesamte Familie hat Lippold mit den Orchideen bezaubert. Die jüngere seiner beiden Töchter, Martina, hilft ihm vor allem im technischen Bereich. "Meine große Leidenschaft sind mittlerweile auch Freilandorchideen", sagt sie. Früher habe sie unter dem Hobby des Vaters gelitten. "Andere waren im Urlaub oder im Sommer im Schwimmbad", erinnert sich Martina. "Wir aber konnten nie weg." Alle paar Stunden muss sich die Familie um die Kontrolle und Pflege der Pflanzen daheim kümmern. "Da bleibt nun mal keine Zeit für Unternehmungen."

OP 21.01.2005
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